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Die wechselvolle Geschichte der katalanischen Metropole Barcelona
Kataloniens Hauptstadt

Barcelona hat sich aus einer reichen Geschichte heraus entwickelt, in der kastillianische Könige die Stadtmauern mit Kannonen beschossen und Anarchisten und Kommunisten der faschistischen Diktatur bewaffneten Widerstand entgegensetzten.

Der Sage nach wurde Barcelona 230 v. Chr.
von Hamilkar Barkas, dem Vater von Hannibal aus Karthago unter dem Namen Barcino gegründet. Später (133 v. Chr.) bauten die Römer die Stadt zu einer Festung (castrum) aus. Das Zentrum der Stadt lag am Mons Taber, einem kleinen Hügel in der Nähe des heutigen Rathauses (Plaça de Sant Jaume). Noch heute kann man die Überreste der römischen Stadtmauern in der Altstadt entdecken. Wichtige römische Fundstücke sind unter der Plaça del Rei ausgestellt.

Barcelona wurde im 5. Jhd. von den Westgoten eingenommen und später von den Moslems aber die eigentliche Geschichte der Stadt gegann erst richtig, nachdem Armeen aus dem heutigen Frankreich unter Ludwig I. die Moslems um 801 n. Chr. zurücktrieben. Das Flachland und die Berge im Nordwesten und Norden von Barcelona wurde zu dieser Zeit von Menschen bewohnt, die man “Katalanen” nannte (auch wenn Zeitdokumente diesen Ausdruck nur bis ins 10. Jahrhundert zurückdatieren).
Katalonien’s engster sprachlicher Verwandter ist das langue d’oc, die alte Sprache Südfrankreichs.

Catalunya

Ein kurzer geschichtlicher Überblick über die Entstehung und Entwicklung Kataloniens

Katalonien, ursprünglich von Iberern besiedelt, lag später im Einflussbereich Karthagos. Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. gewann Rom die Vorherrschaft; die Römer erhoben 19 n. Chr. die Gegend zur römischen Provinz "Hispania Tarraconensis". Aus der Mischung von Ureinwohnern und römischen Besatzern erwuchs das katalanische Volk mit einer eigenen, der lateinischen verwandten, katalanischen Sprache.
römische Münzen aus der Provinz Hispania Tarraconensis

Im Jahre 409 drangen Alanen nach Katalonien ein, die 415 den Westgoten weichen mussten. Das Erbe dieses Westgotenreiches behauptete sich am Südhang der Pyrenäen am zähesten. Bis in das 11. Jahrhundert blieb der gotische Rechtskodex Liber Iudicum von 654 in Gebrauch - auch die Einbeziehung der südlichen Pyrenäenregion in das fränkische Markensystem (Spanische Mark) änderte nichts daran.

Die Bewahrung lokaler Eigenständigkeit war jedoch nicht gleichbedeutend mit kultureller Isolation. Der Pyrenäenraum war seit jeher ein bevorzugtes Durchzugsgebiet für Kultur und Handel zwischen dem Vorderen Orient und den britischen Inseln.

Im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Frankenreich und den Arabern entstanden Ende des 8. / Anfang des 9. Jahrhunderts im nördlichen Teil des heutigen Kataloniens mehrere Grafschaften, die zunächst dem westfränkischen bzw. französischen König unterstanden, im Laufe der folgenden Jahrhunderte aber zunehmend selbständiger wurden.

Graf Guifré él Pilos (Wilfried der Behaarte (ca. 860-898)
Der Graf Wilfried der Haarige (katalanisch Guifré el Pilós; † 11. August 897) vereinigte die Grafschaften Urgell, Cerdanya, Barcelona und Girona unter seiner Herrschaft und begründete die Dynastie der Grafen von Barcelona. Ende des 10. Jahrhunderts lösten sich die katalanischen Grafschaften aus der Lehnsherrschaft des westfränkischen Königs. Neben diesen politischen Anführern kommt auch dem geistlichen Führer Abt Oliva, der unter anderem dem kulturellen Zentrum Kataloniens, der Abtei von Ripoll, vorstand, eine große Bedeutung zu.

Durch den Ehevertrag zwischen Ramon Berenguer IV., Graf von Barcelona, und der erst einjährigen Petronila/Peronella, Erbin der Krone Aragoniens, entstand 1137 aus Aragonien und den im 12. Jahrhundert mit Katalonien weitgehend identischen Ländern der Grafen von Barcelona eine Staatsgemeinschaft, die als Krone Aragonien bekannt ist. Durch weitere dynastische Verbindungen sowie Eroberungen wurde sie im Hoch- und Spätmittelalter zur führenden Macht des westlichen Mittelmeerraumes. Ihr wirtschaftliches und kulturelles Zentrum war Katalonien, dessen Handelsflotte den westlichen Mittelmeerraum beherrschte.

Los Reyes Católicos
1469 heiratet Ferdinand, Erbe der Krone Aragoniens, seine Cousine Isabel, Erbin von Kastilien. Als die "Katholischen Könige" (Los Reyes Católicos) gehen sie in die Geschichte ein. Dies war jedoch zunächst bloß eine Personalunion, so dass die innere politische Eigenständigkeit Kataloniens erhalten blieb.

Im Konflikt zwischen Spanien und Frankreich Mitte des 17. Jahrhunderts ergriff Katalonien Partei für Frankreich, saß jedoch dann beim Friedensschluss von 1659, dem Pyrenäenfrieden, zwischen allen Stühlen und wurde zweigeteilt: Die katalanischen Gebiete nördlich der Pyrenäen (Roussillon) gingen an Frankreich verloren.

 Spanischer Erbfolgekrieg
Im Spanischen Erbfolgekrieg (1700-1713), in dem es um die Thronfolge nach dem Tod des kinderlos gebliebenen Karl II. ging, ergriff Katalonien wieder für die "falsche" Seite Partei, indem es den Habsburger Thronprätendenten Erzherzog Karl gegen den Bourbonen Philipp von Anjou unterstützte. Der im Frieden von Utrecht als Sieger hervorgegangene Philipp V. bestrafte Katalonien dafür hart: 1714 wurde Barcelona von französischen Truppen besetzt und die katalanischen Institutionen wurden aufgelöst, wodurch die katalanische Selbstverwaltung endete.

Spanischer Bürgerkrieg
Erst in der Zweiten Republik erlangt Katalonien durch das Autonomiestatut von 1931 erneut politische Eigenständigkeit, die jedoch vom Beginn der Franco-Diktatur 1939 bis zur Annahme der Verfassung von 1978 unterbunden war. Während des Spanischen Bürgerkriegs 1936-39 war das Land (vor allem Barcelona) Schauplatz einer Revolution.

Graffiti in Barcelona
1979 erhielt Katalonien ein neues Autonomiestatut. In dessen Rahmen wurden die Kompetenzen und auch die Finanzierung der Region immer weiter ausgebaut wurden, meist auf Druck der national-katalanischen Gruppierungen. Die Politik in Katalonien wurde seit dem Jahr 1980 von dem christdemokratisch-nationalkatalanisch geprägten Parteienbündnis Convergència i Unió (CiU) unter ihrem Vorsitzenden Jordi Pujol geprägt. Von 1980 bis zum Jahr 2003 erzielte CiU bei Wahlen dreimal relative und dreimal absolute Mehrheiten und stellte mit Pujol ununterbrochen den Regierungschef Kataloniens (President de la Generalitat).


Quelle: http://de.wikipedia.org
Die spanische, die katalanische und die Flagge von Barcelona
Die spanische, die katalanische und die Flagge von Barcelona wehen heute gleichberechtigt nebeneinander

Es war übrigens der erste Stadtgraf Barcelonas und Gründer Catalunyas, Graf Guifré él Pilos (Wilfried der Behaarte (ca. 860-898), welcher sich für die Farbgebung der Fahne Catalunyas verantwortlich zeigte. Er fand in einer Schlacht gegen die Sarazenen einen frühen Tod aber - der Legende zufolge - legte Kaiser Ludwig I. seine Finger in die Wunden des Helden und strich dann über sein goldenes Schild. So entstanden die roten Streifen auf gelben Grund, die die katalanische Flagge - die Quatre Barres - zieren. Die Legende äußert sich allerdings nicht dazu, wie Wilfried zu seinem Beinamen kam!

Im 12. Jahrhundert profitierte Catalunya vom Fall des muslimischen Kalifats von Córdoba und gelangte zu Wohlstand. Die herausragenste Persönlichkeit dieser Zeit dürfte der erfolgreichste katalanische König Jaume I. (1213-76) gewesen sein. Er errichtete die Corts (das erste Parlament) und die Generalitat (eine Art Oberhaus). Während seiner Regentschaft florierte der handel, und nachdem er die Balearischen Inseln von den Mauren zurück erobert hatte, entwickelte sich Barcelona zu einem Machtzentrum im Mittelmeerraum. Die Region lebte im Wohlstand und entfaltete eine rege Bautätigkeit, die das Gesicht der Stadt nachhaltig prägte. Die Kathedrale Santa Maria del Mar und die Drassanes Werften zeugen davon.

In den Hallen der Drassanes Werften ist das Museu Marìtim untergebracht
In den Hallen der Drassanes Werften ist das Museu Marìtim untergebracht

Bis ins 14. Jahrhundert hinein konnten findige Katalanen ihre Macht ausdehnen, so dass Barcelona schließlich über ein kleines Reich regierte, das Sizilien, Malta, Sardinien, Valencia, die Balearen, die französischen Regionen Rousillon und Cerdagne sowie Teile von Griechenland umfasste. Aber nachdem im 15. Jahrhundert die Pest gewütet hatte, wichtige Geldgeber den Bankrott erklärten und Genua seine Märkte auspresste, ging Barcelona die Luft aus. Wahrscheinlich hofften die Katalanen, eine Anbindung an das Königreich von Kastilien würde die Staatskasse aufbessern und den Handel wieder beleben, doch die Erben der Kronen von Kastilien und Aragón war mehr daran interessiert, etwas aus Catalunya herauszuholen, um ihre eigenen imperialistischen Ambitionen zu befriedigen.

Eine Rebellion im Jahre 1462 gegen König Joan ll endete in einer Belagerung im Jahre 1473, welche die Stadt zerstörte. Barcelona war mehr oder weniger am kastillianischen Staat annektiert, aber war von den Plünderungen der Americas ausgeschlossen, die grosse Reichtümer in das Kastillien des 16. Jahrhunderts brachten. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Bauern ihre Revolten angefangen. Unzufriedene Katalanen griffen sehr oft zu Waffen, und die letzte Revolte während des spanischen Erbfolgekrieges führte Katalonien zusammen mit Britannien und Österreich durch. Diese Länder kämpften gemeinsam gegen gegen Felibe V, den französischen Anwärter auf den spanischen Thron. Dieser Kampf ging verloren für die Stadt. Barcelona fiel 1714 nach einer weiteren brutalen Bealgerung und, nachdem die katalanische Sprache verbannt wurde, errichtete Felipe eine grosse Festung, das Ciutadella, um über seine das Geschehen in der Stadt genau zu beobachten.

Im 18. Jhd. begann der Wiederaufstieg Catalunyas und zwar dank seiner starken Landwirtschaft, des wachsenden Weinexports und des Warenumschalgs in seinen Häfen. Nach 1778 wurde es erlaubt mit Amerika zu handeln, womit sich das Blatt für die Region langsam wendete. Spaniens erste industrielle Revolution, basierend auf Baumwohle, war in Barcelona ausgebrochen; und andere Wirtschaftszweige, basierend auf Wein, Korkrinde und Eisen, entwickelten sich ebenfalls von dort aus. Nach den Napoleonischen Kriegen setzte ein solcher Boom ein, dass Barcelona zu der am schnellsten wachsenden Stadt ganz Spaniens aufstieg. Um 1830 rettete praktisch die europäische Romantikerbewegung die katalonische Kultur und Sprache genau als diese dabei war, völlig zu verschwinden. Die katalonische Renaixenca, oder Renaissance, war ein Kreuzzug angeführt von Dichtern und Schriftstellern, um die Sprache der Leute zu verbreiten. Eine starke Nationalistenbewegung hatte ungefähr zur selben Zeit angefangen, sehr zur Freude der damaligen politischen Parteien. Hand in Hand mit der kulturellen Renaissance kam der Modernismo auf (die katalanische Antwort auf den Jugendstil), der mit der Entstehung des Stadtteils Eixample das Anlitz von Barcelona nachhaltig veränderte.


Zwei Prachtbauten des Modernisme auf einen Blick
Zwei Prachtbauten des Modernisme auf einen Blick

Die Jahrzehnte um den Jahrhundertwechsel gingen sehr schnell vorüber mit Anarchisten, Republikanern, Bourgeouis, Verbrecher, Polizeiterroristen, politische Räuber genannt pistoleros und centrists in Madrid. Dies und der wirtschaftliche Aufstieg hatte ein esplosionsartiges Bevölkerungswachstum in Barcelona zur Folge – von ungefähr 115,000 im Jahre 1800 bis auf mehr als seine halbe Million im Jahre 1900. Im Jahr 1930 waren es dann über eine Million Einwohner – als Arbeiter in Scharen kamen, um die industriellen Jobs zu bewältigen. Ganze 80% der städtischen Arbeiter waren begeistert vom Anarchisten CNT am Ende des ersten Weltkrieges und Wirtschaftsbeziehungen erreichten während einer Welle von Streiks in den Jahren 1919-20 einen Negativrekord, als Arbeitgeber Auftragskillern befahlen, die Gewerkschaftsführer umzubringen.

Innerhalb einiger Tage, in denen sich Spaniens zweite Republik im Jahre 1931 formte, erklärten katalanische Nationalisten die Republik innerhalb der “Iberischen Föderation”. Katalienen hatte für kurze Zeit echte Autonomie erreicht, nachdem die linksgerichtete Volksfront im Februar 1936 die spanischen Generalwahlen knapp gewann. Für Spanien läuteten diese Wahlen jedoch das wohl dunkelste Kapitel seiner Geschichte ein, denn für Teile der Rechten hatte die Republik damit aufgehört zu existieren. Trotz eines betont moderaten Regierungsprogramms kam es zu spontanen Landbesetzungen. Immer wieder spielten sich aufrührerische Szenen ab, die von den bewaffneten Ordnungskräften teilweise gewaltsam unterdrückt wurden. Die Streiks häuften sich. Die junge faschistische Falange übte gezielten Terror aus, gegen den der Staat sich machtlos zeigte.

Währenddessen planten die Offiziere nahezu öffentlich den Putsch. Ihre Aktivitäten wurden von der Regierung, die nur aus Liberalen bestand, weitgehend ignoriert oder nur geringfügig geahndet. Bei einem Kampf gegen die Putschisten hätte sie die Gewerkschaften bewaffnen müssen, was sie möglichst verhindern wollte.

Auf dem Höhepunkt der Unruhen wurde am 13. Juli der monarchistische Oppositionsführer Calvo Sotelo durch Angehörige der Guardia de Asalto und der Zivilgarde ermordet, was als Racheakt für ein Falange-Attentat auf einen republikanischen Leutnant gedacht war. Sein Tod bewog die Karlisten, den Putsch mit ihren paramilitärischen Verbänden zu unterstützen.

Als der Aufstand begann, leisteten vor allem die Arbeiter Widerstand. Wo sie erfolgreich waren, reagierten sie mit einer Revolution, die hauptsächlich von den Anarchisten getragen wurde. Dies rettete der Republik vorläufig die Existenz. Aus dem Putsch wurde ein Bürgerkrieg, der schon bald in das internationale Beziehungsgeflecht Europas geriet, was den Verlauf der Ereignisse entscheidend beeinflussen sollte.

Die revolutionäre Anarchisten und die POUM (die marxistische Abeitervereinigungspartei) führten für ungefähr ein Jahr Barcelona. Im Mai 1937 kam es zu Machtkämpfen zwischen Kommunisten, Anarchisten und bei den von der POUM verursachten Strassenkämpfe für drei ganze Tage kamen mindestens 1500 Menschen ums Leben.


Republikanische Rekruten in Barcelona
Republikanische Rekruten in Barcelona


Die republikanischen Bemühungen in Spanien wurden durch ähnliche Machtkämpfe erschwert, die jegliche Chance zerstörten, Franco’s faschistische Miliz zu besiegen. Barcelona, die letzte Festung der Republikaner, wurde von Francos Streitkräften im Januar 1939 besiegt und der Krieg endete ein paar Monate später. Anstatt sich Franco zu unterwerfen, flohen Tausende Katalanen über die Grenze nach Frankreich, Andorra und noch weiter in die Ferne.

Franco verschwendete keine Zeit damit, Katalanisch zu verbieten und die Region mit verarmten Einwanderern aus Andalusien regelrecht zu überfluten um die anstrengenden Katalaner mit ihren nie enden wollenden Freiheitsbewegungen endgültig zu verdrängen. Aber der Plan ging nicht ganz auf, als sich zeigte, dass die Kinder und Enkel der Einwanderer mehr katalanisch waren als die Katalanen selbst. Franco hatte sogar einen der schönsten katalanischen Ausdrücke für nationale Einheit verbannt, die sardana, einen öffentlicher Kreistanz.

Aber schon bald versuchte Katalonien einmal mehr, sich als eigenständige Nation zu gestalten. Katalanisch wurde mit aller Macht wieder belebt. Die Generalität sowie das örtliche Parlament wurden wieder in Kraft gesetzt, und heute versammeln sich die Leute in der ganzen Stadt mehrere Male die Woche, um den Sardana zu tanzen. Während immer noch über Unabhängigkeit geredet wird, bleibt es heute aber beim Gerede. Barcelona ist Spaniens ereignisreichste Stadt und es scheint, als würde das auch so bleiben.

Keine andere europäische Stadt hat sich selbst so überzeugend neu erfunden, wie Barcelona. Eine umfassende Schönheitsoperation vor den olympischen Spielen von 1992 machte aus der altehrwürdigen Stadt eine elegante, weltoffene Metropole. Der Impuls wirkt bis heute, Barcelona ist in Mode und Design eine führende Stadt. Barcelona ist heute zweifellos die reichste und extravaganteste Stadt Spaniens - und sie expandiert weiter. Die Stadt pulsiert, zeigt ihren Stolz und ihre Eleganz - ein Ergebnis des wiedergefundenen katalanischen Selbstbewußtseins.

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